„Deshalb geht es darum, aus der Erinnerung immer wieder lebendige Zukunft werden zu lassen. Wir wollen nicht unser Entsetzen konservieren. Wir wollen Lehren ziehen, die auch künftigen Generationen Orientierung sind.“ Diese Worte des ehemaligen Bundespräsidenten Roman Herzog gehen auf eine Rede aus dem Jahr 1996 (27.01.) zurück. Roman Herzog hatte 14 Tage zuvor, mit der Zustimmung aller Parteien, jenen 27.01. zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus erklärt. Seit mehreren Jahren gedenken wir als Schule auch der Opfer des Nationalsozialismus. In Kooperation mit der Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung organisiert der Fachbereich Geschichte jährlich ein Treffen mit Überlebenden. In diesem Jahr besuchten 12 Schüler der Gutenberg-Schule (Klasse 10a) Petra und Franz Michalski an ihrem Wohnort in Berlin/Friedenau. Im Mittelpunkt des Gespräches stand die Lebensgeschichte von Franz Michalski (geboren 1934). Seine Ehefrau berichtete von der Geschichte und der dramatischen Rettung seiner Familie während der NS-Zeit. Der Metropol-Verlag schreibt hierzu: „Seine katholisch getaufte Mutter wurde als Jüdin verfolgt. Die vierköpfige Familie in ‚Mischehe‘ tauchte im Oktober 1944 in Breslau unter und überlebte in Sachsen und im Sudetenland mit der Unterstützung mutiger Helfer. Im Jahr 2012 beschloss die israelische Gedenkstätte Yad Vashem, die Retter der Familie Michalski als „Gerechte unter den Völkern“ auszuzeichnen.“ (Quelle:http://metropol-verlag.de/produkt/franz-michalski-als-die-gestapo-an-der-haustuer-klingelte)
Es lag Petra und Franz Michalski besonders am Herzen, für einen Besuch in der Gedenkstätte „Stille Helden“ (Widerstand gegen die Judenverfolgung 1933-1945) zu werben. Dort wurde mittlerweile auch die ergreifende Geschichte von Franz Michalski und seinen „Stillen Helden“ dokumentiert. Drei Schülerinnen der 10a geben im Folgenden ihre Gedanken und Empfindungen zum Zeitzeugengespräch wieder.
Jenny Maisner (Jg. 10): „Die Familie Michalski hatte uns sehr warmherzig in ihrer eigenen Wohnung empfangen. Zusammen haben wir uns bei Tee und Kaffee und selbstgebackenem Kuchen anregend unterhalten. Frau Michalski hat die Lebensgeschichte ihres Mannes sehr anrührend und spannend erzählt. Ihre Erzählungen bewegten uns sehr. Wir haben wirklich einen sehr interessanten Nachmittag bei den Michalskis verbracht. Diese Begegnung wird uns noch lange Zeit in Erinnerung bleiben.“
Reena Galkow (Jg. 10): „Das Treffen mit den Zeitzeugen Petra und Franz Michalski war sehr ergreifend und interessant. Frau Michalski hat uns die Geschichte ihres Mannes sehr anschaulich geschildert. Die beiden waren sehr herzlich und aufgeschlossen, wodurch man sich sehr wohlfühlte und mit ihnen leicht ins Gespräch kam. Ich bin sehr froh, die Geschichte von Franz Michalski ausführlich gehört und dadurch mein Wissen über die Zeit des Nationalsozialismus vertieft zu haben.“
Elisa Knappe (Jg. 10): „Das Ehepaar hat sich sehr über unsere mitgebrachten Geschenke gefreut, besonders über ein Klassenfoto der 10a. Während Frau Michalski die Lebensgeschichte ihres Mannes erzählte, machte dieser an den passenden Erzählpassagen Geräusche nach, an die er sich erinnerte oder stimmte seiner Frau während des Vortrags zu. Es war eine sehr mitreißende Geschichte. Während des Gespräches erfuhren wir, dass es auch gegenwärtige antisemitische Strömungen gibt. So sprachen die Michalskis sehr offen über die Ausgrenzungen, die ihr Enkel an einer Berliner Schule erfahren hat. Doch Frau Michalski lehrte uns auch, dass wir solch einer Ausgrenzung mit dem offenen Dialog begegnen sollten. Es macht uns dennoch wütend, dass das Wort ‚Jude‘ als Schimpfwort missbraucht wird und Menschen aufgrund ihrer Herkunft und Religion stigmatisiert werden.“ Als 12 Schüler der Gutenberg-Schule am 28.01.2019 die Wohnung von Petra und Franz Michalski verließen, taten sie dies mit dem Gefühl, noch vehementer als bisher gegen Rassismus und Intoleranz in unserer Gesellschaft einzutreten. Dazu ermutigt hat sie diese Begegnung, mit diesen großartigen Menschen.