Nachlese zur Exkursion nach Jüterbog am 05.11.2019

Pünktlich um 8.29 Uhr kam der Regionalzug der Deutschen Bahn auf dem Bahnhof von Jüterbog an. Nach einem flotten Fußmarsch empfingen uns der Museumsleiter des Mönchenklosters Norbert Jannek und sein Team in gewohnt sympathischer Manier. Zwei Geschichtsgrundkurse des 12. Jahrgangs wandelten an diesem Tag auf den Spuren des Mittelalters. Einen besonderen Höhepunkt stellte sicherlich der Besuch der Nikolaikirche und der damit verbundene Aufstieg auf die Aussichtsplattform der Kirche dar. Die Schüler*innen genossen sichtlich den Blick und konnten gleichsam die städtebauliche Topografie ergründen. Das Mittelalter sei bunt gewesen, so Jannek bei der Führung durch die Nikolaikirche. Die Lernenden bestaunten hierbei einen Raum, welcher als Sakristei genutzt wurde und heute noch mit wunderbaren Zeichnungen aus dem Hoch- und Spätmittelalter aufwarten kann. Geschichte zum Staunen, Historie zum Anfassen, unter diesem Motto könnte der Tag in Jüterbog verortet werden. Herr Jannek lotste uns zielsicher durch die Gassen mit ihren Fachwerkhäusern, erläuterte die Eigenarten solcher Gebäude, zeigte uns die Stadttore, eine Dependance der Zisterzienser (Vgl. Kloster Zinna), den Markplatz, das imposante Rathaus, welches im Hochmittelalter noch als Kaufhaus genutzt wurde und weitere Spuren des Mittelalters. Einige Stunden zuvor erhielten wir eine Führung durch das Stadtmuseum, welches im wunderbar restaurierten Mönchenkloster untergebracht ist. 1174 war es der Erzbischof Wichmann von Magdeburg, welcher Jüterbog das Stadtrecht mit all den damit verbundenen Privilegien verlieh. So tituliert die Ausstellung den Erzbischof von Magdeburg als „Manager des Jahres 1174“. Solch pointierte Originalität kommt bei den Schülern an. So gelingt es Norbert Jannek den gesamten Tag über das Mittelalter in die Gegenwart zu holen. Bereits am frühen Morgen erhielten wir eine Führung durch das Archiv des Museums und damit einen Einblick in die Welt der Quellen. „Ad fontes“ lautete die Parole des Erasmus von Rotterdam und so galten jene Worte auch für uns. Neben originalen Urkunden und Chroniken aus dem 13. und 14. Jahrhundert bestaunten wir Karten aus dem 16. und 17. als auch das Zeitungsarchiv mit Ausgaben aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Im Rahmen der Museumsführung hatten die Schüler natürlich auch die Möglichkeit, den berühmten Besuch aus dem Jahre 1517 zu besprechen. Es war das Jahr als Johann Tetzel den Ablasshandel forcierte und seine Predigten auch nach Jüterbog trug. Zwei Jahre später kam der kämpferische Thomas Müntzer in die Stadt, welcher einen Disput mit den Jüterboger Franziskanern provozierte. Viel Zeit für die Reformationsgeschichte blieb allerdings nicht mehr, da unser Regionalzug nach Berlin auch wiederum pünktlich einfuhr. Wir danken der fachkundigen und engagierten Betreuung durch Herrn Jannek und seinem eifrigen Team vom Mönchenkloster.

Jüterboger Gedanken
Betont leise legt sich der Niesel auf das Mönchenkloster,
wie anmutig thront es inmitten von Jüterbog,
ohne den Klang des Mittelalters zu verschmähen.
Nur schwer sichtbar – erblickt der Besucher das Treiben der Mönche,
erahnen kann er es dennoch.
Erhaben blickt St. Nikolai über die Stadt,
den Gewalten der Zeit trotzend, stoisch, bereit für die Gegenwart, in welcher
das Rathaus am Marktplatz auftrumpft, hebt es sich stolz empor, würdevoll blickt es über den Markt.
Dieser erduldet zwar das Treiben einiger geschäftstüchtiger Händler, ergibt sich aber einer gewissen Demut, einer Askese, welche den Mönchen von Jüterbog wohl gefallen hätte.

[R.E.]